Eine Scheibe Glück: Pane e pomodoro

Wenn auf Italienisch etwas «la fine del mondo» – wörtlich: das Ende der Welt – ist, dann ist es herrlich. Und im Fall des Pane e Pomodoro ist die Welt für einmal eine Scheibe; und niemand braucht da über den Tellerrand zu schauen, denn zu Hause ist das schlichte Gericht am besten! La fine del … Weiterlesen Eine Scheibe Glück: Pane e pomodoro

Ein Topf Dankbarkeit: «La Crapiata»

Eintöpfe gehören vermutlich zu den ursprünglichsten Formen des Kochens. Alles andere als einseitig, aber geduldig, nährend und nicht zuletzt verbindend. 2017 habe ich in Matera einen besonders vielfältigen Eintopf entdeckt, der es im wörtlichen und übertragenen Sinn in sich hat – und bin dabei wieder bei den Bohnen gelandet[1]: La Crapiata. Verschiedene Hülsenfrüchte sind nämlich … Weiterlesen Ein Topf Dankbarkeit: «La Crapiata»

Nostalgie – Auf den Spuren eines Gefühls

Zufrieden komme ich aus der Gelateria und freue mich auf den ersten Kuss des Zitronen-Eises, das mir der freundliche Barista in den Becher geschaufelt hat. Kindheitserinnerungen – wenn ich hier bin, muss das sein. Zuerst die klassischen Sorten, später bleibt vielleicht noch Zeit und Lust für Geschmacksexperimente. Unterdessen hat auch Christus seine Besorgungen gemacht und … Weiterlesen Nostalgie – Auf den Spuren eines Gefühls

Mütter, Töne und Tomaten

«Ninuccio!» – Antonio unterbrach sein Violinspiel und wandte sich zu seiner Zuhörerin um. «Ja, Mutter?» – «Komm mal her.» Der Junge legte Instrument und Bogen auf den Tisch und eilte zu ihr. Sie sass in ihrem Lieblingssessel neben dem Kamin, Venedigs Abendsonne schien durch das Fenster und streichelte ihre Wangen. Sie lauschte dem Spiel ihres … Weiterlesen Mütter, Töne und Tomaten

Leonardo und die Bohnen

  Bohnen gehören seit Urzeiten zur ländlichen Tafel. So wollte ich eigentlich etwas über die unzähligen Bohnensorten schreiben und merkte bald: Hülsenfrüchte haben es in sich, und der Boden, der sie hervorbringt, erst recht. Auf dem lukanischen Boden wandelte einst Pythagoras – richtig, der mit dem Dreieck – und der hatte offenbar etwas gegen Bohnen. … Weiterlesen Leonardo und die Bohnen

Von Last- und anderen Tieren

Still, nachdenklich, traurig – vom Leben gezeichnet. Ein kleiner Mann aus Bronze mit typischen Gesichtszügen sitzt auf der Piazza Veneto in Matera. «Worauf wartet er?», fragt Christus – «Soweit ich weiss, soll die Figur das Gedenken der Stadt an die Herkunft aus der ländlichen Gesellschaft in Ehren halten[1]», antworte ich. «Das harte und entbehrungsreiche Leben, … Weiterlesen Von Last- und anderen Tieren

Wandernde Steine – Geschichte, Migration und ich

Im Süden Italiens lässt sich in der Landschaft lesen, was wir im Geschichts- und Lateinunterricht aus der Ferne nur wissend erahnen konnten: Der dünn besiedelte Boden Lukaniens ist geschichtsgetränkt. Ruinen und unzählige archäologische Stätten zeugen davon, wie seit Menschengedenken Siedlungen gegründet, verlassen und andernorts neu gebaut worden sind. – «Niemand war schon immer da» – … Weiterlesen Wandernde Steine – Geschichte, Migration und ich

«Jenes Dorf» – Zauberhafter Aberglaube

Hand aufs Herz: Jeder, jede von uns hat schon jemanden dahin schicken wollen, wo der Pfeffer wächst. Ich habe als Kind einmal gefragt, wo denn das sei. Ich habe nur eine hilflose, aber abschätzige Handbewegung geerntet. Dieses Pfefferland muss wohl weit weg sein. – Auf Italienisch heisst diese Redewendung «mandare qualcuno a quel paese»: jemanden … Weiterlesen «Jenes Dorf» – Zauberhafter Aberglaube

Der «Peperone crusco» – Rotes Gold und knusprige Tradition

Wer in Matera Restaurants und Märkte besucht, sollte auf diese kulinarische Köstlichkeit ganz besonders achten und vor allem sie mindestens einmal in einer ihrer zahlreichen Anwendungen in lukanischen Gerichten kosten: die Peperoni cruschi – «krokante Paprikas». Ein Gemüse, das es in jeder Hinsicht in sich hat: im Geschmack, in seinen gesunden Eigenschaften, aber auch bezogen … Weiterlesen Der «Peperone crusco» – Rotes Gold und knusprige Tradition

Die italienische Küche – Vom Essen und kulturellen Fusionen

Bevor wir uns die einzelnen Spezialitäten der lukanischen Küche ansehen, ein paar Worte zu Geschichte und Wesen der reichhaltigen Esskultur Italiens und was dies für die Basilicata bedeutet: die schmackhafte Seite kultureller Fusionen

Wahrzeichen am Himmel: Vögel

Frühling 2017 habe ich die in Matera gedrehte Krimi-Reihe «Le Sorelle» auf RAI verfolgt, die der Stadt zu einem weiteren Bekanntheitsschub verholfen hat, und - wie bei allen Verfilmungen in Matera: Unsereiner schaut sie sich zunächst wegen des Wiedererkennungseffekts an. Man achtet auf Häuser, Lokale und Gassen, allenfalls sogar Darstellerinnen und Darsteller, die man vor … Weiterlesen Wahrzeichen am Himmel: Vögel

Caffè sospeso – Eine Tasse Solidarität

«Für DICH isch bereits bezahlt worde» – Die 23jährige Ramona staunt nicht schlecht, als sie im Starbucks in St. Gallen statt einer Quittung für ihren Kaffee einen Zettel mit dieser Botschaft erhält. Sie berichtet in der Schweizer Pendlerzeitung «20 Minuten», ist noch Tage danach gerührt und gibt sogar zu Protokoll, dass die Aktion «den Glauben an … Weiterlesen Caffè sospeso – Eine Tasse Solidarität

Carpe diem – Die Pizza der Erkenntnis

Zwei Tage vor Weihnachten 2016 ist unser Elternhaus und mit ihm das Schuhmachergeschäft meines Vaters ein Raub der Flammen geworden. Das Lebenswerk eines Mannes, der vor genau 50 Jahren mit nichts als einem kleinen Koffer aus Süditalien hergereist ist, vollständig zerstört. Eine Ruine. Trotzdem bin ich zwei Monate später nach dem Gröbsten für ein paar … Weiterlesen Carpe diem – Die Pizza der Erkenntnis

Vom Leben in einer Weihnachtskrippe

Jedes Jahr verschläft dieser Bursche Weihnachten – wer weiss, seit wie vielen Jahren. Mein Vater besteht darauf, dass die Figur des schlafenden Jungen auf dem Dach des Stalles platziert wird, in welchem die Heilige Familie gastiert. – Jedes Jahr bauen wir eine grosse Weihnachtskrippe nach süditalienischem Vorbild im Wohnzimmer auf, viele Jahre habe ich das … Weiterlesen Vom Leben in einer Weihnachtskrippe

Brot ist heilig

Es ging blitzschnell: Mit von Wut und Schreck gezeichnetem Gesicht springt mein Vater von der anderen Tischseite auf, packt das im Brot steckende Messer am Schaft, zieht es mit der Vehemenz und ausladenden Geste eines Arthus heraus und knallt es auf den Tisch. Was er in der Schimpftirade von sich gab, weiss ich nicht mehr. … Weiterlesen Brot ist heilig

Am Anfang war der Fluch

«Tammisiegegoffetammi»! – Es hat mich schon immer fasziniert, was dem Menschen im Affekt über die Lippen kommt. Man meint, den bisweilen durchaus poetischen «seelischen Stuhlgang» kann man nur in der Muttersprache verrichten. Weit gefehlt: «Tammisiegegoffetammi». Mein Vater, Schuhmacher, schlägt sich mit dem Hammer auf den Daumen. Ich muss in solchen Momenten schmunzeln. Für mich ein … Weiterlesen Am Anfang war der Fluch

«Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu»

«Nächster Halt: Eboli». Ich hebe meinen Kopf und folge mit meinen Blicken nachdenklich der vorbeziehenden hügeligen süditalienischen Landschaft. Hier geschieht etwas – in mir, mit mir. Ich bin väterlicherseits Italiener, meine Mutter ist Schweizerin. Beides prägt mich. Ganz bewusst reise ich immer wieder «heimwärts», um beiden Seiten meines Ichs gerecht zu werden und im Begegnen … Weiterlesen «Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu»